Chamberlain sperrt Fremd Controller aus
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Chamberlain Security+ 3.0: MyQ sperrt Fremd-Controller bei neuen Torantrieben aus

Der US-Hersteller Chamberlain dreht weiter an der Daumenschraube: Mit der neuen Funkplattform Security+ 3.0 verlieren beliebte Aftermarket-Controller für MyQ-Garagentorantriebe ihre Chance auf Integration in Apple Home, Google Home, Alexa und Home Assistant.

Chamberlain führt mit Security+ 3.0 eine neue Kommunikationsplattform für seine aktuellen LiftMaster- und Chamberlain-Garagentorantriebe ein. Was der Hersteller als technischen Fortschritt mit mehr Sicherheit und modernerem Design bewirbt, hat eine klare Nebenwirkung: Die bisher genutzten Workarounds von Zubehöranbietern wie Tailwind, Meross, Ratgdo oder Konnected.io funktionieren mit den neuen Geräten nicht mehr. Deren Controller hatten bislang über eine verdrahtete Schnittstelle und eigene Softwaretricks die Signale der Chamberlain-Elektronik nachgebildet und so die Einbindung in gängige Smart-Home-Plattformen ermöglicht.

Security+ 3.0 kappt die Drahtverbindung

Mit Security+ 3.0 verlegt Chamberlain die Kommunikation vollständig in den Funkbereich. Die beiden Anschlussklemmen am Antrieb liefern nur noch Strom für Antrieb und Sicherheitssensoren; Steuerbefehle laufen nicht mehr über diese Leitung. Laut Unternehmensangaben setzt die neue Architektur weiterhin auf verschlüsselte Rolling-Codes, kombiniert nun aber mit Bluetooth Low Energy im 2,4-GHz-Band für den Handshake zwischen Antrieb, Fernbedienungen und Zubehör.

Für die Aftermarket-Lösungen ist das eine harte Zäsur. Tailwind-Präsident Scott Riesebosch bestätigt gegenüber The Verge, dass seine Produkte ebenso wie Ratgdo, Meross oder Konnected blaQ mit Security+-3.0-Antrieben nicht mehr zusammenarbeiten können – und dass sich das auch nicht mit einem Firmware-Update beheben lässt, weil diese Geräte auf eine kabelgebundene Kommunikation angewiesen sind, die es in der neuen Generation schlicht nicht mehr gibt.

MyQ-App und wenige Partner statt offener Integrationen

Parallel verschiebt Chamberlain die Smart-Home-Strategie weiter in Richtung eigener Plattform. Die neuen Antriebe sind für die Nutzung mit der MyQ-App ausgelegt, die Steuerung des Tores dort bleibt kostenlos. Für Integrationen setzt der Hersteller jedoch fast ausschließlich auf eine kurze Liste ausgewählter Partner wie Alarm.com, Resideo, Ring, Vivint und IFTTT – nahezu alle mit Abo- oder Dienstleistungscharakter. Die großen Ökosysteme Apple Home, Amazon Alexa und Google Home werden nicht direkt unterstützt.

Security+ 3.0 führt darüber hinaus eine cloudbasierte Zubehör-Validierung ein. Neue Handsender und Keypads müssen sich gegenüber dem System als Chamberlain-Originalteile ausweisen; nicht autorisierte oder nachgebildete Zubehörprodukte können so blockiert werden. Offiziell begründet das Unternehmen den Schritt mit dem Schutz vor Fälschungen und dem Anspruch, nur Zubehör mit definierten Sicherheits- und Qualitätsstandards zuzulassen. Kritiker sehen darin vor allem einen weiteren Baustein, um die Kontrolle über das Ökosystem zu behalten und zusätzliche Einnahmen über Partnerdienste zu sichern.

Vorgeschichte: API-Sperren und Rückzug aus Matter

Die aktuelle Entwicklung fügt sich in eine längere Reihe von Entscheidungen ein, mit denen Chamberlain sich von offenen Smart-Home-Integrationen entfernt hat. Bereits 2023 wurde der Zugriff auf die MyQ-Cloud-APIs für nicht autorisierte Anwendungen blockiert. In der Folge kündigte Home Assistant an, die MyQ-Integration zu entfernen, weil der Dienst nach wiederholten Sperren und Gegenmaßnahmen nicht mehr zuverlässig zu betreiben war. In einer eigenen Stellungnahme erklärte Chamberlain damals, man wolle „unautorisierte Nutzung durch Dritt-Apps dauerhaft unterbinden“ und sich auf die eigenen Nutzer und Partner konzentrieren.

Zuvor hatte das Unternehmen bereits die offizielle HomeKit-Bridge eingestellt und die Unterstützung für Google Assistant beendet. Parallel zog sich Chamberlain aus der Connectivity Standards Alliance zurück, also genau jener Branchenorganisation, die den herstellerübergreifenden Smart-Home-Standard Matter vorantreibt, der seit dem Matter 1.5 Update auch Unterstützung für Garagentorsteuerungen vorsieht.

Markt mit Alternativen, aber hoher MyQ-Verbreitung

In den USA hält Chamberlain mit seinen Marken Chamberlain und LiftMaster laut Marktzahlen einen Marktanteil von über 70 Prozent bei Garagentorantrieben. Entsprechend groß ist die Zahl der Haushalte, die von der schrittweisen Abschottung des MyQ-Ökosystems betroffen sind – sei es durch den Wegfall von HomeKit- oder Google-Assistant-Unterstützung oder durch das jüngste Ende der inoffiziellen Integrationen.

In den USA dominiert Chamberlain den Markt damit sehr deutlich. In Deutschland und der EU ist das Bild, zum Glück von Garagenbesitzern, wesentlich breiter: Hier prägen vor allem Anbieter wie Hörmann, Novoferm und weitere europäische Hersteller den Markt für Tore und Antriebe, Chamberlain ist eher einer von mehreren großen Namen als der Platzhirsch.

Auch beim Thema Smart-Home-Anbindung gibt es in Europa Alternativen, die stärker auf Offenheit setzen, etwa Torantriebe und Smarthome-Module mit nativer Unterstützung für Funkstandards wie Homematic IP, Zigbee oder direkte Anbindung an Systeme wie Home Assistant. Für bestehende Anlagen stehen zudem verschiedenste herstellerunabhängige Controller zur Verfügung, die über potentialfreie Kontakte oder das Drücken einer vorhandenen Fernbedienung arbeiten und so ohne proprietäre Cloud-APIs in offene Smart-Home-Plattformen eingebunden werden können.

Einordnung

Mit Security+ 3.0 verschiebt Chamberlain die Grenze zwischen smartem Garagentor und geschlossenem Zugangssystem weiter in Richtung proprietäres Modell. Aus technischer Sicht bringt die neue Plattform tatsächlich moderne Funktechnik und ein aufgeräumtes Hardware-Design; aus Smart-Home-Perspektive steht jedoch vor allem die Frage im Raum, wie viel Kontrolle Hersteller über Geräte behalten, die längst im Besitz der Kundschaft sind.

Für offene Smart-Home-Plattformen wie Home Assistant und für universelle Controller, die möglichst viele Antriebsmarken unter einem Dach vereinen wollen, ist der Schritt ein weiterer Dämpfer. Gleichzeitig aber auch ein Argument mehr für Lösungen, die auf lokale Schnittstellen, offene Standards und Matter setzen, statt auf geschlossene Cloud-APIs mit wechselnden Spielregeln.

Quellen und weiterführende Infos:

  1. The Verge – Chamberlain blocks smart home integrations with its garage door openers — again (abgerufen am 05. Dezember 2025)
    https://www.theverge.com/tech/839294/chamberlain-myq-garage-door-opener-update-blocks-aftermarket-controllers
  2. Chamberlain Group – Chamberlain Group Sets the Smart Garage as New Industry Standard with Updated Line of Smart Video-Enabled Garage Door Openers (abgerufen am 05. Dezember 2025)
    https://chamberlaingroup.com/press/chamberlain-group-sets-the-smart-garage-as-new-industry-standard-with-updated-line-of-smart-video-enabled-garage-door-openers
  3. Chamberlain Group – A Message About our Decision to Prevent Unauthorized Usage of myQ (abgerufen am 05. Dezember 2025)
    https://chamberlaingroup.com/press/a-message-about-our-decision-to-prevent-unauthorized-usage-of-myq
  4. Home Assistant – Removal of MyQ integration (abgerufen am 05. Dezember 2025)
    https://www.home-assistant.io/blog/2023/11/06/removal-of-myq-integration/
  5. SmartApfel – Garagentorantriebe: Chamberlain stellt Verkauf von HomeKit-Bridge ohne Alternative ein (abgerufen am 05. Dezember 2025)
    https://smartapfel.de/garagentorantriebe-chamberlain-stellt-verkauf-von-homekit-bridge-ohne-alternative-ein/
  6. Ars Technica – Chamberlain blocks smart garage door opener from working with smart homes (abgerufen am 05. Dezember 2025)
    https://arstechnica.com/gadgets/2023/11/chamberlain-blocks-smart-garage-door-opener-from-working-with-smart-homes/

Bernd verbindet als Smart Home Redakteur technisches Know-how mit einem feinen Gespür für Innovationen und Trends. In seinen fundierten Artikeln liefert er praxisnahe Tipps und erklärt, wie das vernetzte Zuhause intelligent und komfortabel gestaltet werden kann.