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iRobot ist insolvent: Roomba-Pionier landet komplett bei chinesischem Hersteller Picea

iRobot, der Erfinder des Roomba, hat in den USA Insolvenz nach Chapter 11 angemeldet. Gleichzeitig steht fest: Der chinesische Auftragsfertiger Picea Robotics übernimmt das Unternehmen vollständig – der Roomba selbst soll aber weiterfahren.

Nach 35 Jahren ist es offiziell: iRobot hat in Delaware Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragt. Das Unternehmen steckt seit längerem in finanziellen Schwierigkeiten. Sinkende Umsätze, einbrechende Marktanteile und eine gescheiterte Übernahme durch Amazon hatten den Druck zuletzt massiv erhöht.

Die Zahlen dahinter sind deutlich: Laut Business Insider brach der Umsatz im dritten Quartal 2025 im Vergleich zum Vorjahr um rund 25 Prozent ein, in den USA sogar um 33 Prozent. Gleichzeitig liefen die verfügbaren Barmittel auf knapp 25 Millionen US-Dollar zusammen – zu wenig, um ohne frisches Geld weiterzumachen.

Der gescheiterte Rettungsanker war die geplante Übernahme durch Amazon. Der Konzern wollte iRobot 2022 für rund 1,7 Milliarden US-Dollar schlucken, zog das Angebot aber Anfang 2024 nach massiver Kritik der Wettbewerbshüter in den USA und Europa zurück. Kurz darauf strich iRobot rund 31 Prozent der Stellen, der langjährige CEO Colin Angle trat ab.

Picea übernimmt: Vom Zulieferer zum neuen Roomba-Eigentümer

Parallel zum Insolvenzantrag hat iRobot eine Sanierungsvereinbarung mit Picea Robotics unterschrieben. Picea ist bislang der wichtigste Fertigungspartner für Roomba und produziert in China und Vietnam. Künftig gehört iRobot diesem Partner komplett.

Picea hatte bereits zuvor einen Kredit über 190 Millionen US-Dollar an iRobot übernommen. Im Rahmen des Plans verzichtet der Hersteller auf diese Forderung und zusätzlich auf gut 161 Millionen US-Dollar, die iRobot noch für gefertigte Geräte schuldet. Im Gegenzug erhält Picea 100 Prozent der Anteile, iRobot wird von der Börse genommen und als private Firma weitergeführt.

Wer oder was Picea überhaupt ist, war vielen Roomba-Besitzern bisher kaum ein Begriff. Das Unternehmen gehört zu den größten ODMs (Original Design Manufacturer) für Saugroboter weltweit, hat nach eigenen Angaben bereits mehr als 20 Millionen Geräte gebaut und fertigt unter anderem Modelle für Marken wie Shark und Anker/Eufy. Außerdem verkauft Picea unter der Marke „3i“ eigene Saugroboter.

Mit der Übernahme wird aus dem Zulieferer nun der Markeninhaber. Für den Markt heißt das: Ein weiterer großer Player hinter vielen Staubsaugerrobotern sitzt in China – inklusive der Marke, die den Saugroboter Markt jahrelang führend geprägt hat und lange Zeit als Pionier in der Branche galt.

Was bedeutet das für dich als Roomba-Besitzer?

Sowohl iRobot als auch Picea betonen in ihren Stellungnahmen, dass der Betrieb ohne Unterbrechung weitergehen soll. App-Funktionen, Cloud-Dienste, Firmware-Updates, Lieferketten und bestehende Partnerschaften mit Händlern und Servicepartnern sollen bestehen bleiben. Auch der Insolvenzweg selbst ist darauf ausgelegt: Chapter 11 ist kein „Licht aus, Roboter stehen still“, sondern ein geregeltes Sanierungsverfahren. Das Unternehmen wird umgebaut, Schulden werden neu sortiert, der laufende Betrieb soll dabei ausdrücklich weiterlaufen.

Das erste Roomba Modell aus dem Jahr 2002 galt vor 23 Jahren als absolute Innovation.
Quelle: © 2006 Larry D. Moore. Licensed under CC BY 4.0.

Kurzfristig spricht alles dafür, dass dein Roomba sich weiter ganz normal per App starten lässt, die Karten behält und Updates bekommt. Mittel- und langfristig ist aber offen, wie Picea mit Themen wie Produktplanung, Update-Politik und Service bei den Saugrobotern außerhalb der USA umgeht. Das ist kein gesicherter Fakt, sondern vor allem eine Frage, die sich gerade einige Beobachter in der Branche stellen.

Daten, Datenschutz und die China-Frage

Mit dem Eigentümerwechsel wird iRobot Teil eines chinesischen Konzerns – und damit steht automatisch die Datenschutzfrage im Raum. Roombas erstellen detaillierte Wohnungs- und Zimmerkarten, erkennen Zonen wie Küche, Wohnzimmer oder Schlafzimmer und speichern Reinigungspläne in der Cloud. Genau diese Kartendaten haben in der Vergangenheit schon für Diskussionen gesorgt – damals hauptsächlich in Verbindung mit der gescheiterten Amazon-Übernahme. Jetzt könnte die Debatte in eine neue Runde gehen, weil der neue Eigentümer in China sitzt und dort grundsätzlich ganz andere rechtliche Rahmenbedingungen als in den EU oder der USA gelten.

Wichtig ist hier die Differenzierung: Es gibt aktuell keine Hinweise darauf, dass sich mit der Übernahme schlagartig an den Datenschutz-Einstellungen in der App oder an der Verschlüsselung etwas ändert. Was es gibt, sind berechtigte Fragezeichen, wie transparent der neue Eigentümer künftig mit dem Thema umgeht und welche Zusagen er für Märkte wie die EU macht – wo Datenschutzrecht traditionell deutlich strenger ist.

Ein Pionier stolpert – der Markt sortiert sich neu

Mit dem ersten Roomba 2002 hat iRobot praktisch definiert, was ein Staubsaugerroboter im Haushalt ist. Für viele junge Hersteller in der Saugroboter Branche galten die iRobot Modelle lange als Benchmark in Bezug auf Technik und Innovation. Heute kommen die erfolgreichsten neuen Modelle häufig aus China, von Marken wie Ecovacs, Roborock, Dreame, DreameBot oder Eufy. Viele davon preisaggressiv, mit hoher Schlagzahl bei neuen Funktionen. Genau diese Konkurrenz hat iRobot letztlich immer mehr in die Ecke gedrängt.

Die Insolvenz und die Übernahme durch Picea sind damit weniger der plötzliche Zusammenbruch, sondern eher der Endpunkt einer Entwicklung, die sich seit Jahren abgezeichnet hat: Der Markt wird von Herstellern dominiert, die sowohl Marke als auch Fertigung in der Hand haben, oder wie Picea gleich für mehrere Marken im Hintergrund produzieren.

Wichtig ist: Roomba ist erstmal nicht verschwunden, aber der Name hängt künftig an einem komplett anderen Konstrukt. Ob Picea die Marke als Premium-Aushängeschild weiterentwickelt oder sie eher als bekannte Hülle für eigene Plattformen nutzt, wird sich in den kommenden Produktgenerationen zeigen. Klar ist nur: Der Wettbewerb im Robotersauger-Markt wird damit nicht kleiner – aber deutlich chinesischer.

Quellen und weiterführende Infos:

  1. PR Newswire – iRobot Announces Strategic Transaction to Drive Long-Term Growth Plan (abgerufen am 15. Dezember 2025)
    https://www.prnewswire.com/news-releases/irobot-announces-strategic-transaction-to-drive-long-term-growth-plan-302641744.html
  2. heise online – iRobot ist insolvent, chinesischer Zulieferer Picea übernimmt Geschäft (abgerufen am 15. Dezember 2025)
    https://www.heise.de/news/iRobot-ist-insolvent-chinesischer-Zulieferer-Picea-uebernimmt-Geschaeft-11114819.html
  3. Golem.de – Staubsaugerroboter: Roomba-Hersteller iRobot ist pleite (abgerufen am 15. Dezember 2025)
    https://www.golem.de/news/staubsaugerroboter-roomba-hersteller-irobot-ist-pleite-2512-203259.html
  4. The Verge – Who is Picea Robotics, Roomba’s new owner? (abgerufen am 15. Dezember 2025)
    https://www.theverge.com/news/844474/who-is-picea-robotics-company-owns-irobot
  5. Business Insider – Robot vacuum Roomba’s parent company is filing for bankruptcy after cash struggles and a failed acquisition by Amazon (abgerufen am 15. Dezember 2025)
    https://www.businessinsider.com/irobot-roomba-parent-company-bankruptcy-chapter-11-new-owner-picea-2025-12

Bernd verbindet als Smart Home Redakteur technisches Know-how mit einem feinen Gespür für Innovationen und Trends. In seinen fundierten Artikeln liefert er praxisnahe Tipps und erklärt, wie das vernetzte Zuhause intelligent und komfortabel gestaltet werden kann.