Der Smart-Home-Standard Matter bekommt sein bisher wichtigstes Upgrade: Version 1.5 bringt endlich Kameras ins Spiel, dazu mehr Kontrolle über Rollläden & Garagentore und ein deutlich schlaueres Energiemanagement.
Was ist neu an Matter 1.5?
Die Connectivity Standards Alliance (CSA) hat am 20. November 2025 Matter 1.5 veröffentlicht. Das Update erweitert den Standard um einige lang erwartete Gerätekategorien und Funktionen: Kameras, „Closures“ (also Rollläden, Garagentore & Co.), Bodensensoren und ein ausgebautes Energiemanagement.
Wichtig: Wie immer bei Matter handelt es sich erstmal nur um die Spezifikation. Die SDKs und Test-Tools stehen Herstellern ab sofort zur Verfügung, aber bis du die neuen Features wirklich in HomeKit, Google Home, Alexa oder Home Assistant nutzen kannst, müssen Plattformen und Hersteller jetzt nachziehen.
| Was ist neu? | Was bedeutet das für dich? | |
|---|---|---|
| Kameras | Eigener Gerätetyp mit WebRTC, Live-Video/-Audio, 2-Wege-Ton, PTZ, Zonen etc. | Matter-Kameras und Türkameras können künftig einheitlich in alle Apps einziehen. |
| Closures (Rollos, Tore, Vorhänge) | Neues, einheitliches Modell für bewegliche Abschlüsse (Position, Zustand, Typ). | Präzisere Steuerung und zuverlässigere Zustandsanzeigen. |
| Bodensensoren | Neue Gerätekategorie für Bodenfeuchte- (und optional Temperatur-)Sensoren. | Smartere Bewässerung im Garten/Innenraum. |
| Energiemanagement | Gerätetyp „Energy Tariff“ für Preise, Tarife, CO₂-Intensität + erweiterte Smart-Meter-/EV-Funktionen. | Geräte können auf echte Tarife/CO₂ reagieren und z.B. Laden & Waschen verschieben. |
| Netzwerk/Transport | Unterstützung von TCP für Matter-Datenverkehr, nicht nur UDP. | Zuverlässigere Übertragung für große Daten. |
| SDK & Zertifizierung | Aktualisierte SDKs, Tests und Zert-Prozesse für die neuen Geräteklassen. | Hersteller können schneller kompatible 1.5-Geräte auf den Markt bringen. |
Kameras: Die große Lücke wird endlich geschlossen
Kameras waren seit Start von Matter das große, nervige Loch im Standard. Jetzt sind sie offiziell drin. Matter 1.5 definiert einen eigenen Kamera-Typ, der ohne proprietäre APIs direkt mit Matter-fähigen Ökosystemen sprechen kann. Die Spezifikation setzt auf WebRTC für Live-Video und -Audio, unterstützt Zwei-Wege-Kommunikation, STUN/TURN für Fernzugriff und Funktionen wie Multi-Stream, PTZ (Schwenken/Neigen/Zoomen), Erkennungs- und Privatzonen.
Damit sind viele Einsatzszenarien abgedeckt, die du heute schon kennst: Innen- und Außenkameras, Solar Kameras, Video-Türklingeln, Babyphones oder Haustiercams. Laut CSA gibt es keine künstlichen Limits bei Auflösung oder Framerate, die Hersteller können also weiter 4K-Kameras mit eigener KI anbieten – Matter kümmert sich vor allem um die Interoperabilität, nicht darum, die Geräte über einen Kamm zu scheren.
Beim Thema Speicher bleibt vieles bewusst offen: Matter definiert Schnittstellen für lokale oder Cloud-Aufnahme und für kontinuierliche bzw. ereignisbasierte Aufnahmen, aber nicht, wie lange etwas aufbewahrt wird oder wie Abo-Modelle aussehen sollen. Das bleibt bei den Herstellern – was ehrlich gesagt fair ist, aber weiterhin genaues Hinschauen beim Abo-Kleingedruckten erfordert.
Closures: Rollläden, Tore und Jalousien werden sauberer abgebildet
Der zweite große Block sind die sogenannten „Closures“. Matter hatte bisher schon einfache offen/geschlossen-Zustände, aber vieles war recht grob. Mit dem 1.5 Update führt die CSA einen vereinheitlichten, modularen Ansatz ein, mit dem Hersteller unterschiedliche Bewegungsarten (schieben, drehen, klappen) und Konfigurationen (ein- oder zweiflügelig, verschachtelte Mechanismen) sauber modellieren können.
Für dich bedeutet das:
- Rollläden, Vorhänge, Markisen, Hoftore oder Garagentore lassen sich nun präziser ansteuern – nicht nur „auf oder zu“, sondern z.B. „30 % geöffnet“.
- Apps können einheitlicher anzeigen, was offen, geschlossen oder halb-offen ist – unabhängig vom Hersteller.
- Sicherheitsfunktionen werden dabei indirekt auch optimiert, weil das System genauer weiß, ob z.B. das Garagentor wirklich komplett zu ist oder irgendwo auf halber Strecke hängt.
Gerade für fortgeschrittene Automationen wie „Wenn keiner zuhause ist, schließe alle Außentüren und fahre die Rollläden runter“ ist dieses feinere Modell Gold wert, weil nicht mehr jeder Hersteller mit proprietärer Software sein eigenes Süppchen kocht.
Bodensensoren: Matter zieht in Garten und Pflanzenregal
Etwas unter dem Radar, aber praktisch: Bodensensoren kommen als neue Gerätekategorie dazu: Sie messen Feuchtigkeit und optional Temperatur im Boden. In Kombination mit Matter-fähigen Ventilen oder Bewässerungscomputern kannst du damit Garten- oder Pflanzenbewässerung automatisieren – nicht mehr starr nach Zeitplan, sondern abhängig von den tatsächlichen Bedingungen.
Das spart nicht nur Wasser und schont Rasen und Beete, man kann mit etwas Know-How auch nachgesteuerte Automatismen in den Garten integrieren, wie zum Beispiel die Fahrt des Mähroboters vor oder nach der Bewässerung. Thematisch passt das Update zum stärkeren Fokus von Matter auf Energie- und Ressourcenmanagement.
Energiemanagement: Stromtarife, CO₂ und E-Autos im Blick
Matter 1.4 hatte bereits den Grundstein dafür gelegt, jetzt legt 1.5 richtig nach. Kernstück ist ein neuer Gerätetyp „Electrical Energy Tariff“. Darüber können Stromanbieter, Netzbetreiber oder Energiedienste standardisiert Infos zu Preisen, Tarifen und Netz-CO₂-Intensität an Matter-Geräte schicken – sowohl in Echtzeit als auch als Prognose.
Dein Smart Home kann diese Daten nutzen, um Verbrauchskosten und CO₂-Fußabdruck genauer zu berechnen und Geräte automatisch zu verschieben – z.B. die Waschmaschine, den Heizstab der Wärmepumpe oder die Ladung des E-Autos in Zeiten mit günstigeren oder grüneren Tarifen.
Dazu kommen erweiterte Smart-Meter-Funktionen: Geräte können besser mit zeitvariablen Tarifen umgehen, historische Verbrauchsdaten liefern und Informationen zu Netzanschlüssen und Leistungsgrenzen verarbeiten. Besonders wichtig wird das bei bidirektionalem Laden: Matter 1.5 macht Zustandsmeldungen (State of Charge) und Vehicle-to-Grid-Funktionen zertifizierbar – ein recht wichtiger Baustein für kommende EU-Anforderungen.

Kurz gesagt: Matter wird zur einheitlichen Sprache zwischen Smart Home und Energieversorger – natürlich nur, wenn dein Anbieter und deine Hardware das irgendwann mitspielen.
TCP-Unterstützung: Weniger Basteln bei großen Daten
Etwas technischer, aber wichtig: Matter 1.5 bringt vollen Support für TCP als Transportweg. Bislang lief vieles über UDP – leichtgewichtig, aber nicht ideal für große Datenpakete. Mit TCP können größere Datensätze zuverlässiger übertragen werden: Kamerastreams, Firmware-Updates oder Bilder. Das reduziert Overhead und kann Latenzen, Fehlversuche und sogar den Energieverbrauch in manchen Setups verbessern, insbesondere bei batteriebetriebenen Geräten.
Zeitplan: Wann merken wir etwas davon im Smart Home?
Die Spezifikation ist draußen, die Realität zieht wie immer hinterher. Laut Matter-Spezialisten und ersten Berichten dürften die ersten Matter-1.5-Kameras und -Geräte im Laufe der ersten Jahreshälfte 2026 auftauchen. TP-Link war an internen CSA-Tests beteiligt, Xthings hat mit der Ulticam IQ V2 bereits eine erste Kamera mit Matter-1.5-Support angekündigt. Aqara und Eve haben öffentlich gemacht, dass sie Matter-Kameras planen bzw. Matter 1.5 für bestehende Produkte prüfen.
Plattformseitig gelten SmartThings und Home Assistant traditionell als schnell, wenn es um neue Matter-Versionen geht; bei Apple, Google und Amazon ist die Kommunikation bisher vorsichtiger, hier ist eher mit schrittweisen Updates zu rechnen.
Heißt ehrlich gesagt: Wenn du heute Matter nutzt, ändert sich in den nächsten Wochen noch nichts Magisches. Aber wenn du 2026 eine neue Kamera, einen Garagentoröffner oder ein Energiemanagement-System kaufst, stehen die Chancen gut, dass Matter 1.5 zumindest schonmal auf der Roadmap steht.
Das Update macht Matter auf jeden Fall greifbarer
Mit Kameras, sauber modellierten „Closures“ und einem deutlich aufgewerteten Energiemanagement schließt Matter 1.5 einige der größten Lücken im Standard. Das ist wichtig, weil genau diese Bereiche – Überwachung, Zugang und Energie – in vielen Smart Homes die kritischen Bausteine sind.
Trotzdem bleibt es erstmal ein Zwischenschritt: Die Spezifikation ist da, die echte Erfahrung hängt jetzt an Herstellern und Plattformen. Wenn sie ihre Hausaufgaben machen, könnte 1.5 genau der Punkt werden, an dem Matter endlich nicht nur auf den Verpackungen steht, sondern im Alltag spürbar den Unterschied macht, – weil Kameras, Garagentore und Stromtarif-Apps bald dieselbe Sprache sprechen.
Quellen und weiterführende Infos:
- Connectivity Standards Alliance – Matter 1.5 Introduces Cameras, Closures, and Enhanced Energy Management Capabilities (abgerufen am 30. November 2025)
https://csa-iot.org/newsroom/matter-1-5-introduces-cameras-closures-and-enhanced-energy-management-capabilities/ - HomeKitNews – Matter 1.5 Finally Adds Support For Smart Cameras and More (abgerufen am 30. November 2025)
https://homekitnews.com/2025/11/20/matter-1-5-finally-adds-support-for-smart-cameras-and-more/ - Matter-SmartHome.de – Matter 1.5 ist da – und bringt die lang ersehnten Kameras (abgerufen am 30. November 2025)
https://matter-smarthome.de/entwicklung/matter-1-5-ist-da-und-bringt-die-lang-ersehnten-kameras/ - Tom’s Guide – Matter 1.5 update launches with 3 new features, including security camera support (abgerufen am 30. November 2025)
https://www.tomsguide.com/home/smart-home/matter-1-5-update-launches-with-3-new-features-including-security-camera-support - The Verge – Camera support could be the boost Matter needs (abgerufen am 30. November 2025)
https://www.theverge.com/tech/821707/matter-smart-home-standard-supports-cameras-apple-ring-google-nest

