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Ring führt Familiar Faces ein: Türklingel erkennt Gesichter und entfacht dabei Datenschutzdebatte

Ring spendiert seinen Video-Türklingeln eine große KI-Funktion: Familiar Faces erkennt bekannte Gesichter und nennt Besucher beim Namen. Praktisch im Alltag – aber mit deutlichem Beigeschmack beim Thema Privatsphäre.

Ring rollt, vorerst nur in den USA, eine neue Funktion namens Familiar Faces aus. Dahinter steckt KI-basierte Gesichtserkennung direkt in Ring-Kameras und -Türklingeln: Statt der üblichen Meldung „Person erkannt“ kann die App künftig anzeigen, wer genau vor der Tür steht, sofern diese Person vorher als bekanntes Gesicht hinterlegt wurde.

Das System erlaubt laut Hersteller einen Katalog von bis zu 50 Gesichtern. Nutzer taggen in der Ring-App zum Beispiel Familie, Freunde, Nachbarn oder regelmäßig auftauchende Paketdienste. Beim nächsten Besuch meldet die App dann etwa „Mama an der Tür“ oder „Max im Garten“, statt nur eine anonyme Bewegung zu melden.

Aktiv wird das Ganze nicht automatisch: Familiar Faces ist standardmäßig ausgeschaltet und muss pro kompatiblem Gerät manuell in den Einstellungen aktiviert werden. Voraussetzung ist ein aktuelles Ring-Modell mit 2K- oder 4K-Auflösung; ältere Kameras und Türglocken bleiben außen vor.

Ring hatte die Funktion bereits im September auf einem großen Hardware-Event angekündigt – zusammen mit neuen 2K-/4K-Kameras, der Tür-Assistenz Alexa+ Greetings und der Suchfunktion „Search Party“, mit der sich entlaufene Hunde über Nachbarschafts-Kameras wiederfinden sollen. Jetzt beginnt der breite Rollout in den USA.

Spannend aus Smart-Home-Sicht: Mit Familiar Faces holt Ring eine Funktion nach, die Google Nest schon seit Jahren anbietet. Dort können Türglocken und Kameras ebenfalls bekannte Personen identifizieren und diese in Benachrichtigungen beim Namen nennen, genau diesen Funktion zieht Ring jetzt nach.

Zuletzt aktualisiert am 25. Dezember 2025 um 16:45 . Wir weisen darauf hin, dass sich hier angezeigte Preise inzwischen geändert haben können. Alle Angaben ohne Gewähr.

Wie Familiar Faces im Alltag funktionieren soll

Familiar Faces wird in der Ring-App als eigene Bibliothek geführt. Gesichter werden aus aufgezeichneten Clips übernommen; dort lassen sich Personen markieren, benennen, zusammenführen oder löschen. Sobald jemand aus dieser Liste wieder im Bild auftaucht, taucht der Name in der Chronik und in Benachrichtigungen auf.

Nach Angaben des Unternehmens gelten außerdem mehrere Schutzmechanismen:

  • Gesichter, die nicht als „bekannt“ markiert werden, sollen nach 30 Tagen automatisch gelöscht werden.
  • Bilder und Gesichtsdaten würden verschlüsselt gespeichert.
  • Die biometrischen Daten sollen nicht zum Training von KI-Modellen dienen und nicht an Dritte weitergegeben werden.

Unabhängige Bestätigung dieser Aussagen gibt es naturgemäß nicht, sie stammen aus Aussagen von Amazon/Ring und aus den offiziellen Beschreibungen der Funktion. In einigen US-Bundesstaaten mit strengen Biometrie-Gesetzen, etwa Illinois und Texas, darf Familiar Faces zudem gar nicht oder nur eingeschränkt angeboten werden.

Ring setzt mit seiner ersten 4K-Reihe und der neuen Retinal-Vision-Technologie einen neuen Standard für besonders klare, realitätsnahe KI optimierte Videoaufnahmen. Bild: Amazon

Warum das Update so kontrovers diskutiert wird

So komfortabel personalisierte Meldungen klingen, Gesichtserkennung an der Haustür ist ein sensibles Thema. Die Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) spricht von einem weiteren Schritt in Richtung Alltags-Überwachung. Sie warnen davor, dass aus einem praktischen Komfort-Feature schnell ein Netz aus Kameras werden kann, das Bewegungen in ganzen Straßenvierteln nachvollziehbar macht.

Hintergrund: Ring hatte in der Vergangenheit in den USA immer wieder Partnerschaften mit Polizeibehörden und ist wegen des Umgangs mit Videodaten mehrfach in die Kritik geraten. Diese Vorgeschichte belastet das Vertrauen natürlich zusätzlich – selbst wenn Ring beteuert, Daten nicht zu teilen.

Kritiker sehen mehrere Risiken:

  • Biometrische Daten wie Gesichtsmuster sind extrem sensibel. Ein Datenleck wäre kaum rückgängig zu machen.
  • Drittstaatliche oder künftige Nutzungen sind schwer absehbar: Was heute „nur“ persönliche Benachrichtigungen liefert, könnte morgen zur gezielten Suche nach Personen genutzt werden.
  • In dicht mit Ring-Kameras bestückten Vierteln ließen sich theoretisch komplette Bewegungsprofile erstellen, wenn Behörden oder Unternehmen Zugriff bekämen.

Ring selbst argumentiert mit dem Sicherheitsaspekt: Wer Haustüren ausspäht oder auf Beutezug durch die Nachbarschaft geht, hinterlässt mit Familiar Faces noch klarere Spuren, was im Ernstfall Ermittlungen erleichtern könnte. Die Frage bleibt, wie viel zusätzliche Überwachung dafür in Kauf genommen werden soll.

Einordnung für Smart-Home-Besitzer

Für den Smart-Home-Alltag bedeutet das Update zunächst vor allem eines: Ring rückt näher an Nest heran, was Komfortfunktionen angeht. Benachrichtigungen, die direkt sagen, wer vor der Tür steht, können nervige „Bewegung erkannt“-Fluten deutlich entschärfen, vor allem in Haushalten, in denen viel Betrieb herrscht.

Gleichzeitig holt sich die Gesichtserkennung mit Familiar Faces eines der sensibelsten Datenpakete direkt in den Eingangsbereich. Der Rollout startet in den USA; ob und in welcher Form die Funktion nach Europa und damit in Länder mit strengeren Datenschutzregeln kommt, ist noch offen. Sicher ist nur: Sollte Familiar Faces etwa nach Deutschland kommen, wird die Debatte über die Grenzen von KI-Überwachung im Smart Home damit endgültig auf der Haustürschwelle ankommen.

Quellen und weiterführende Infos:

  1. Amazon / Ring – Familiar Faces (abgerufen am 12. Dezember 2025)
    https://ring.com/support/articles/z3yhg/familiar-faces
  2. About Amazon – Ring unveils first-ever 4K security cameras and AI feature Familiar Faces (abgerufen am 12. Dezember 2025)
    https://www.aboutamazon.com/news/devices/ring-camera-4k-home-security
  3. Electronic Frontier Foundation – The Legal Case Against Ring’s Face Recognition Feature (abgerufen am 12. Dezember 2025)
    https://www.eff.org/deeplinks/2025/11/legal-case-against-rings-face-recognition-feature
  4. T3 – Ring doorbells get a major new update – although some might not welcome it with open arms (abgerufen am 12. Dezember 2025)
    https://www.t3.com/home-living/smart-home/ring-doorbells-get-a-major-new-update-although-some-might-not-welcome-it-with-open-arms
  5. TechCrunch – Amazon’s Ring rolls out controversial, AI-powered facial-recognition feature to video doorbells (abgerufen am 12. Dezember 2025)
    https://techcrunch.com/2025/12/09/amazons-ring-rolls-out-controversial-ai-powered-facial-recognition-feature-to-video-doorbells/

Bernd verbindet als Smart Home Redakteur technisches Know-how mit einem feinen Gespür für Innovationen und Trends. In seinen fundierten Artikeln liefert er praxisnahe Tipps und erklärt, wie das vernetzte Zuhause intelligent und komfortabel gestaltet werden kann.