Zigbee 4.0 & Suzi
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Zigbee 4.0 und Suzi: Der Smart-Home-Klassiker meldet sich überraschend stark zurück

Mehr Reichweite, mehr Sicherheit und Setup ohne Hub: Die Connectivity Standards Alliance startet mit Zigbee 4.0 einen neuen Angriff auf Matter & Co. – ohne dabei die alte Zigbee-Welt über Bord zu werfen.

Die meisten hatten Zigbee innerlich schon abgeschrieben. Seit Matter überall Schlagzeilen macht, galt der Funkklassiker eher als Übergangstechnologie. Jetzt zieht die Connectivity Standards Alliance (CSA) mit einem weitreichenden Update die Notbremse – oder je nach Sichtweise den Turbo: Zigbee 4.0 ist offiziell, dazu kommt eine neue Sub-GHz-Marke namens „Suzi“.

Das Paket soll gleich mehrere Baustellen gleichzeitig lösen: bessere Reichweite, ein deutlich höheres Sicherheitsniveau, längere Batterielaufzeiten und eine Einrichtung, die im Idealfall ohne Zigbee-Hub auskommt.

Ein Klassiker im Update-Modus

Zigbee ist einer der ältesten Funkstandards im Smart Home: stromsparendes Mesh-Netz, vor allem für Beleuchtung, Sensoren, Steckdosen und Thermostate. Millionen Geräte in Haushalten und Gewerbe hängen daran, und auch viele moderne Systeme nutzen intern weiterhin Zigbee, selbst wenn nach außen nur noch Matter draufsteht.

Statt dieses Ökosystem einfach auslaufen zu lassen, macht die CSA nun etwas, womit viele nicht mehr gerechnet hatten: ein großes Plattform-Upgrade, das die alte Welt mitnimmt, statt sie zu ersetzen. Laut CSA und mehreren Berichten ist Zigbee 4.0 voll abwärtskompatibel zu Zigbee 3.0 und Smart Energy; bestehende Geräte sollen also weiter funktionieren.

Suzi: Zigbee im Sub-GHz-Bereich für dicke Wände und lange Strecken

Der sichtbarste Teil der Ankündigung trägt einen eigenen Namen: Suzi – kurz für Sub-GHz and Zigbee.

Bislang funken Zigbee-Geräte normalerweise im 2,4-GHz-Band, dort wo auch WLAN, Bluetooth, Thread und Co. unterwegs sind. Das funktioniert im Normalfall, stößt aber bei dicken Wänden, mehreren Etagen oder Außenbereichen schnell an Grenzen.

Suzi setzt genau hier an:

  • Neue Frequenzen: 800 MHz in Europa, 900 MHz in Nordamerika.
  • Physikalischer Vorteil: Niedrigere Frequenzen kommen besser durch Wände und Decken und erreichen größere Distanzen als 2,4 GHz.

Die CSA positioniert Suzi ausdrücklich nicht nur fürs klassische Einfamilienhaus, sondern auch für größere Wohnanlagen, Gewerbe, Industrie und Smart-City-Anwendungen – überall dort, wo lange Strecken und schwierige Funkumgebungen eine Rolle spielen.

Wichtig dabei: Suzi ist kein eigener Standard, sondern eine Marke für die Sub-GHz-Funktion von Zigbee 4.0. Unter der Haube arbeitet weiterhin die bekannte Zigbee-Netzwerkschicht, inklusive Multi-Vendor-Interoperabilität und denselben Sicherheitsanforderungen wie im 2,4-GHz-Bereich.

Setup ohne Hub: Zigbee Direct und Batch Commissioning

Der zweite große Block betrifft das Thema, an dem viele Smart-Home-Neulinge scheitern: die Einrichtung. Bereits vor zwei Jahren hat die CSA mit Zigbee Direct eine Erweiterung eingeführt, bei der Zigbee-Geräte zusätzlich Bluetooth Low Energy (BLE) sprechen. Mit Zigbee 4.0 wird diese Funktion jetzt Pflicht:

Du kannst ein Zigbee-4.0-Gerät direkt mit deinem Smartphone koppeln, konfigurieren und einem Netz hinzufügen, ohne zuerst einen speziellen Hub zu benötigen. Das bringt Zigbee bei der Nutzerfreundlichkeit näher an das, was wir von Matter over Thread oder modernen WLAN-Geräten kennen: QR-Code scannen, kurz koppeln, fertig.

Für größere Installationen führt Zigbee 4.0 außerdem Batch Commissioning ein. Statt 50 Lampen, Sensoren oder Aktoren einzeln ins Netz zu holen, lassen sie sich in einem Rutsch einbinden – praktisch z.B. bei einem Neubau, einem Hotel oder einer Büroetage.

Im Alltag zu Hause wirst du das eher indirekt merken – aber für Elektriker:innen und Integratoren reduziert das schlicht den Aufwand. Und am Ende profitierst du davon, wenn Installationen schneller und sauberer eingerichtet werden.

Mehr Sicherheit und bessere Laufzeiten für Batteriegeräte

Zigbee 4.0 ist auch ein großes Sicherheits-Update. Die CSA spricht von „cryptographic agility“ – also der Möglichkeit, die eingesetzten Verschlüsselungsverfahren künftig zu erneuern, ohne den Standard komplett neu aufzusetzen. Konkrete Maßnahmen, in der Pressekommunikation teils recht technisch beschrieben, sind unter anderem:

  • neue Verfahren zur Authentifizierung von Geräten,
  • zusätzliche Schutzmechanismen gegen Replay-Angriffe,
  • ein „Restricted Mode“ und gesicherte Kanäle für kritische Befehle,
  • sowie ein überarbeitetes Schlüssel-Management.

All das zielt darauf, dass sich nur vertrauenswürdige Geräte ins Netz einklinken und Manipulationsversuche frühzeitig auffallen.

Gleichzeitig adressiert Zigbee 4.0 die ewige Dauerbaustelle im IoT: Batterielaufzeit. Eine der spannendsten Neuerungen ist eine Art „sleepy-to-sleepy“-Kommunikation: Geräte, die die meiste Zeit schlafen, können sich über ein Verfahren namens Coordinated Sample Listening (CSL) zu genau abgestimmten Zeitpunkten kurz synchronisieren und Daten austauschen – ohne dass das ganze Mesh ständig wach bleiben muss. Die Theorie: weniger Funkzeit, mehr Laufzeit. Wie deutlich sich das in der Praxis bemerkbar macht, wird stark davon abhängen, wie konsequent Hersteller diese Funktionen wirklich nutzen.

Die CSA gab das Zigbee Update am 18.11.2025 offiziell bekannt. Grafik: CSA

Zigbee 4.0 und Matter: Gegner, Partner, oder beides?

Die offensichtliche Frage: Wenn Matter doch das große Vereinheitlichungs-Projekt im Smart Home ist – warum investiert die CSA überhaupt noch in Zigbee?

Ein paar nüchterne Punkte aus den verfügbaren Analysen:

  • Zigbee ist nach wie vor in Millionen Geräten im Feld verbaut.
  • Matter bindet viele davon heute schon über Bridges ein, etwa bei Beleuchtungssystemen.
  • Zigbee 4.0 bringt viele Features, die Matter/Thread schon haben (bessere Sicherheit, Onboarding, robustes Mesh), ergänzt das Ganze aber um Sub-GHz-Reichweite through Suzi.

Zigbee 4.0 ist also eher eine Energie- und Reichweiten-Alternative ist, die sich weiter in Matter-Setups einbinden lässt – und weniger ein direkter Konkurrent, der Matter ersetzen soll.

Ganz ehrlich: Wie sich das Kräfteverhältnis in ein paar Jahren darstellt, kann heute keiner seriös vorhersagen. Stand jetzt sieht es eher nach Koexistenz aus: Matter als übergreifende Sprache, Zigbee (inkl. Suzi) als robustes Funkfundament, vor allem dort, wo Reichweite und Stromverbrauch entscheidend sind.

Was bedeutet das für dein bestehendes Smart Home?

Die wichtigste Frage zum Schluss: Musst du jetzt irgendetwas tun?

Kurzfassung: Nein.

  • Zigbee 4.0 ist laut CSA voll abwärtskompatibel mit Zigbee 3.0 und Smart Energy. Deine vorhandenen Geräte werden dadurch nicht plötzlich alt.
  • Geräte mit ausreichenden Ressourcen könnten theoretisch per Firmware-Update auf Zigbee-4.0-Features gehoben werden. Welche Produkte das am Ende wirklich bekommen, ist Stand heute aber offen – dazu gibt es noch keine verbindlichen Zusagen der Hersteller.

Beim Zeitplan wird die CSA etwas konkreter:
Das Suzi-Zertifizierungsprogramm soll in der ersten Hälfte 2026 starten. Erst danach können Hersteller offiziell zertifizierte Suzi-Produkte mit Sub-GHz-Funktionalität in den Handel bringen.

Wenn du heute Zigbee-Hardware brauchst (zusätzliche Leuchten, Sensoren etc.), spricht also nichts dagegen, weiterhin zuzugreifen. Wenn du allerdings gerade einen größeren Neubau, eine Wohnanlage oder ein Firmennetz planst, kann es sinnvoll sein, Zigbee 4.0 und Suzi explizit in deine langfristige Planung einzubeziehen, insbesondere für Außenbereiche und weitläufige Installationen.

Fazit: Kein lautes Feuerwerk, aber ein wichtiges Signal

Zigbee 4.0 ist kein „One more thing“-Moment auf einer großen Bühne, sondern ein technisches, aber deutliches Signal:

  • Zigbee wird nicht einfach von Matter verdrängt.
  • Mit Suzi wandert der Standard in Sub-GHz-Bänder und wird für schwierige Funkumgebungen deutlich interessanter.
  • Zigbee Direct und Batch Commissioning machen das Leben von Nutzer:innen und Profis einfacher.
  • Die neuen Sicherheits- und Energiesparfunktionen holen ihn auf den Stand moderner IoT-Anforderungen.

Für dich als Smart-Home-Nutzer heißt das vor allem:
Deine aktuelle Zigbee-Basis ist definitiv nicht tot – sie bekommt gerade eine Perspektive für die nächsten Jahre.

Quellen und weiterführende Infos:

  1. Connectivity Standards Alliance – The Connectivity Standards Alliance Announces Zigbee 4.0 and Suzi: Empowering the Next Generation of Secure, Interoperable IoT Devices (abgerufen 24. November 2025)
    https://csa-iot.org/newsroom/the-connectivity-standards-alliance-announces-zigbee-4-0-and-suzi-empowering-the-next-generation-of-secure-interoperable-iot-devices/
  2. The Verge – Zigbee’s next big update lets you add smart home devices without a hub (abgerufen 24. November 2025)
    https://www.theverge.com/news/822450/zigbee-4-0-suzi-smart-home-wireless-mesh-network-ble
  3. Notebookcheck – Zigbee 4.0 and “Suzi”: Competition for Matter or useful addition? (abgerufen 24. November 2025)
    https://www.notebookcheck.net/Zigbee-4-0-and-Suzi-Competition-for-Matter-or-useful-addition.1166759.0.html
  4. How-To Geek – Zigbee 4.0 adds Bluetooth and long-range mesh networking (abgerufen 24. November 2025)
    https://www.howtogeek.com/zigbee-40-adds-bluetooth-and-long-range-mesh-networking/
  5. SmarterKram – Smart Home News KW 47/2025 (Zigbee 4.0 & Suzi im Überblick) (abgerufen 24. November 2025)
    https://smarterkram.de/8593/smart-home-news-kw-47-2025/

Bernd verbindet als Smart Home Redakteur technisches Know-how mit einem feinen Gespür für Innovationen und Trends. In seinen fundierten Artikeln liefert er praxisnahe Tipps und erklärt, wie das vernetzte Zuhause intelligent und komfortabel gestaltet werden kann.