Im Smart-Home-Bereich spielen Protokolle eine entscheidende Rolle. Zwei besonders bedeutende Technologien – Z-Wave und Matter – prägen aktuell den Markt. Während Matter als herstellerübergreifender Standard gilt, um Geräte verschiedener Marken problemlos miteinander kommunizieren zu lassen, punktet Z-Wave traditionell vor allem im Sicherheitsbereich. Doch trotz ihrer Unterschiede liegt die Zukunft beider Protokolle möglicherweise in ihrer Kooperation.
Warum Z-Wave trotz Matter relevant bleibt
Z-Wave wurde Ende der 1990er Jahre entwickelt und ist eines der ältesten Smart-Home-Protokolle. Es nutzt eine lokale, funkbasierte Technologie im Sub-GHz-Bereich, die auf einem zentralen Hub basiert. Lange Zeit war es ein geschlossenes System mit nur einem Chiphersteller, was höhere Kosten verursachen konnte. Doch in den letzten Jahren hat sich Z-Wave stark gewandelt: Der Standard ist nun Open Source, was die Entwicklung und Integration neuer Geräte erleichtert und die Innovationskraft fördert. Mit der Einführung von „Z-Wave Long Range“ (ZWLR) wurde die Reichweite erheblich erweitert. ZWLR ermöglicht eine direkte Kommunikation zwischen Hub und Gerät über Entfernungen von bis zu 2,4 Kilometern, ohne dass Repeater erforderlich sind. Dies ist besonders vorteilhaft für Geräte, die eine stabile und sichere Verbindung benötigen, wie smarte Türschlösser oder Sensoren für Außenbereiche.
Ein wesentliches Argument für Z-Wave ist die Integration in Sicherheitslösungen. Avi Rosenthal, Vorsitzender der Z-Wave Alliance, erwähnt gegenüber The Verge, dass nahezu alle Wohnsicherheitssysteme in den USA – mit Ausnahme von SimpliSafe – Z-Wave verwenden. Etwa 40 Millionen Haushalte in den USA und über 100 Millionen Z-Wave-Geräte weltweit sprechen für die hohe Verbreitung und Akzeptanz des Standards.
Ein weiterer Vorteil von Z-Wave gegenüber anderen Technologien wie Wi-Fi ist seine spezielle Nutzung des Sub-GHz-Frequenzbereichs. Die niedrigeren Frequenzen (In Europa 868,42 MHz, in den USA 908,42 MHz) bieten eine bessere Durchdringung von Wänden und Decken und ermöglichen somit stabilere Verbindungen in komplexen Gebäudestrukturen. Dies ist insbesondere für Sicherheitsanwendungen und größere Gebäude von entscheidendem Vorteil.
Doch trotz dieser starken Positionen bleibt Z-Wave in der allgemeinen Nutzung eher eine Nischentechnologie. Matter, unterstützt von Tech-Giganten wie Apple, Amazon, Google und Samsung, hat den Smart-Home-Markt umfassend erobert und verspricht einfachere Geräteintegration und unkomplizierte Einrichtung. Aber genau hier könnte Z-Wave profitieren: „Matter-Controller sind praktisch Hubs“, erklärt Jeff Sandoval von Kwikset. Die ursprüngliche Vorstellung von Matter, völlig hubfrei zu funktionieren, wurde in der Praxis nie vollständig umgesetzt. Warum also nicht Z-Wave in diese Infrastruktur integrieren?
Wie die Verbindung zwischen Z-Wave und Matter gelingt
Matter will verschiedene Smart-Home-Geräte vereinheitlichen, doch bisher fehlte eine offizielle Möglichkeit, Z-Wave-Geräte nahtlos einzubinden. Nun arbeitet die Z-Wave Alliance aktiv an einer standardisierten Brücke zu Matter. Laut Rosenthal, ist man dabei, verbindliche Zertifizierungsstandards zu definieren. Sobald dies erfolgt ist, könnten Hersteller ihre Hubs per Software-Stack aktualisieren, um Z-Wave-Geräte direkt in Matter-Ökosysteme wie Apple Home oder Google Home zu integrieren.
Auch große Sicherheitsanbieter wie ADT sehen hierin großes Potenzial: ADT-CTO Gilles Drieu betonte auf der CES 2025, dass eine reibungslose Integration der beiden Standards entscheidend sei. ADT entwickelt bereits neue Hub-Technologien, die als universelle Übersetzer zwischen Z-Wave und Matter fungieren sollen, ohne dass Nutzer zusätzlichen Aufwand betreiben müssen. „Sicherheit darf dabei keine Verhandlungssache sein“, betont Drieu.
Neben der Sicherheit eröffnet die Kooperation zwischen Z-Wave und Matter die Möglichkeit, bestehende Geräte zu erhalten und gleichzeitig neue Matter-kompatible Produkte hinzuzufügen. So wird sichergestelllt, dass Nutzer ihre vorhandene Hardware weiter nutzen können und nicht gezwungen sind, ältere Komponenten auszutauschen.
Z-Wave Long Range als wegweisende Technologie
Die neueste Erweiterung des Z-Wave-Standards, Z-Wave Long Range (ZWLR), verändert die Rahmenbedingungen erheblich. ZWLR ermöglicht eine direkte Kommunikation zwischen Hub und Gerät über Entfernungen von bis zu 2,4 Kilometern, was die Notwendigkeit von Repeatern eliminiert und die Netzwerkzuverlässigkeit erhöht. Das ist besonders für großflächige Installationen oder schwer zugängliche Bereiche wie Dachböden, Keller oder Außenanlagen vorteilhaft.

Agnes Lorenz, VP beim Hersteller Zooz, sieht in ZWLR eine echte Neuerung: „Jetzt haben wir extrem zuverlässige Konnektivität mit beispielloser Reichweite.“ Die direkte Kommunikation zwischen Hub und Gerät macht teure und komplizierte Repeater überflüssig, ideal für komplexe Installationen. Über 100 zertifizierte Geräte nutzen bereits ZWLR, darunter verschiedene Lichttechnik, Solar Kameras und neue Smart Locks von Kwikset (Zooz, Kwikset).
Ein weiterer Vorteil von ZWLR ist die deutlich verbesserte Batterielaufzeit der angeschlossenen Geräte, da diese weniger Energie für die Funkkommunikation aufwenden müssen. Dadurch lassen sich batteriebetriebene Sensoren und Sicherheitskomponenten wesentlich wartungsärmer und zuverlässiger betreiben.
Fazit: Gemeinsam stärker
Trotz anfänglicher Bedenken, Z-Wave könnte durch Matter obsolet werden, zeigt sich heute ein klarer Trend zur Kooperation beider Technologien. Matter profitiert dabei von der Zuverlässigkeit und hohen Sicherheitsstandards von Z-Wave, während Z-Wave durch die Nähe zu Matter leichter Zugang zum Mainstream-Markt erhält. Die Zukunft könnte demnach nicht in der Ablösung, sondern in der Integration der beiden Standards liegen – zum Vorteil aller Smart-Home-Nutzer.
Quellen:
- The Verge – Z-Wave is remaking itself to find a new place in your smart home (abgerufen am 08. April 2025)https://www.theverge.com/tech/643328/does-z-wave-still-matter-in-the-smart-home
- ADT Newsroom – ADT leads the smart home security conversation at CES 2025 (abgerufen am 08. April 2025)https://newsroom.adt.com/ces/adt-leads-the-smart-home-security-conversation-at-ces-2025
- Silicon Labs – Z-Wave Long Range (LR) Overview (abgerufen am 08. April 2025)
https://www.silabs.com/wireless/z-wave/z-wave-long-range-overview - Kwikset – Smart Locks with Home Connect (abgerufen am 08. April 2025)https://www.kwikset.com/products/electronic/electronic-smart-locks
- Trident IoT – Trident IoT Z-Wave (abgerufen am 08. April 2025)
https://tridentiot.com/technology/zwave/ - Z-Wave Alliance – Z-Wave Long Range: A Game Changer in Home Automation (abgerufen am 08. April 2025)
https://z-wavealliance.org/z-wave-long-range-a-game-changer-in-home-automation/